Geburtsorte, Gefühle, Fragen der Zeit (oder: In Stettin geboren)

Im Volksmund hieß das besondere, kleine Gebäude „Grzybek“, also „Pilzchen“, wegen seiner Form. Es stand an der viel befahrenen, großstädtischen Kreuzung der Aleja Niepodległości (Unabhängkeitsallee) 1 und der Ulica Stefana Wyszyńskiego (Stefan-Wyszynski-Straße) 2, die ich immer wieder gern überquere, energisch und entschlossen, da man dort als Fußgänger nicht trödeln darf. Verliebte und Freunde haben sich am „Pilzchen“ immer verabredet, wie an der Weltzeituhr in Berlin Alexanderplatz. Auch ich hatte dort Verabredungen, wahrscheinlich sogar mein erstes Date. Kein Wunder, dass mich dort nostalgische Gefühle überkommen.

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In Stettin angekommen

Fünf Monate lang werde ich hier Stadtschreiberin sein. Ich werde auf Stettin mit den Augen einer Außenstehenden, einer etwas Abseits-Stehenden, aber keiner Fremden schauen. Nein, ich bin hier nicht wirklich fremd. In dieser Stadt am Rande Polens gelegen, habe ich ja die ersten zwanzig Jahre meines Lebens verbracht. Ich habe Stettin eines dunklen Morgens am 1. November 1983, fast sofort nach der Aufhebung des vom Jaruzelski-Regime verhängten Kriegsrechts verlassen, als Studentin des zweiten Jahrgangs Polonistik an der damaligen Pädagogischen Hochschule, und bin mit einem jugendlichen Übermut in die Bundesrepublik ausgereist.

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