In Stettin angekommen

Fünf Monate lang werde ich hier Stadtschreiberin sein. Ich werde auf Stettin mit den Augen einer Außenstehenden, einer etwas Abseits-Stehenden, aber keiner Fremden schauen. Nein, ich bin hier nicht wirklich fremd. In dieser Stadt am Rande Polens gelegen, habe ich ja die ersten zwanzig Jahre meines Lebens verbracht. Ich habe Stettin eines dunklen Morgens am 1. November 1983, fast sofort nach der Aufhebung des vom Jaruzelski-Regime verhängten Kriegsrechts verlassen, als Studentin des zweiten Jahrgangs Polonistik an der damaligen Pädagogischen Hochschule, und bin mit einem jugendlichen Übermut in die Bundesrepublik ausgereist.

Natürlich habe ich in der inzwischen jahrzehntelangen Zwischenzeit oft Stettin besucht (das durfte ich allerdings erst nach ein paar Jahren, da der eiserne Vorhang nicht ohne Grund so hieß). Aber nie bin ich hier wirklich länger geblieben als ein paar Tage, selbst als Gastprofessorin an der Stettiner Universität. Ich habe erledigt, was zu erledigen war und eilte zurück zu meinen Pflichten und meiner Familie nach Deutschland.

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